Themenzentrierte Interaktion – TZI

TZI-Dreieck beschriftet-bild

Meine Arbeitsweise basiert auf den Grundlagen der Themenzentrierten Interaktion (TZI). Die TZI ist ein Modell, das auf dem Hintergrund der humanistischen Psychologie von Ruth C. Cohn entwickelt worden ist. Die TZI rechnet mit der Selbstbestimmung und der lebenslangen Lernwilligkeit und Lernfähigkeit des Menschen. Gleichzeitig ist sie sich auch seiner (inneren und äusseren) Grenzen bewusst und versucht diese in die Arbeit einzubeziehen.

Sie hat eine ganzheitliche Betrachtungsweise und bezieht Verstand (Es-Thema und Ich), Emotion, Körperwahrnehmung (Ich), Beziehung (Wir) und das Umfeld (Globe) mit ein. Diese Elemente spielen untrennbar zusammen. Die TZI bietet ein Werkzeug an, dieses vielfältige Zusammenspiel der Realität wahrzunehmen und konstruktiv-kreativ damit umzugehen. TZI hilft, Arbeits- und Lernsituationen so zu strukturieren, dass beteiligte Menschen sich als ganze Personen ernst genommen fühlen können.

Axiome der TZI[1]

Das Konzept der TZI entwickelt sich auf der Basis dreier Axiome, welche in dialektischer Form Problemstellungen umreissen.

„Der Mensch ist eine psycho-biologische Einheit. Er ist auch Teil des Universums. Er ist darum autonom und interdependent. 
Autonomie (Eigenständigkeit) wächst mit dem Bewusstsein der Interdependenz (Allverbundenheit).“
„Ehrfurcht gebührt allem Lebendigem und seinem Wachstum.
Respekt vor dem Wachstum bedingt bewertende Entscheidungen.
Das Humane ist wertvoll, Inhumanes ist wertbedrohend.“
„Freie Entscheidung geschieht innerhalb bedingender innerer und äusserer Grenzen. Erweiterung dieser Grenzen ist möglich.“

Postulate der TZI

Die Axiome führen zu den Postulaten:

„Sei dein/e eigene/r Chairman/Chairwoman, sei die Chairperson deiner selbst!“[2]

Darin steckt die Aufforderung, sich selbst, andere und die Umwelt in den Möglichkeiten und Grenzen wahrzunehmen und jede Situation als ein Angebot für die eigene Entscheidung anzunehmen.

„Störungen und Betroffenheiten haben Vorrang!

… Das Postulat, dass Störungen und leidenschaftliche Gefühle den Vorrang haben, bedeutet, dass wir die Wirklichkeit des Menschen anerkennen; und diese enthält die Tatsache, dass unsere lebendigen, gefühlsbewegten Körper und Seelen Träger unserer Gedanken und Handlungen sind.“ [3]

„Verantworte dein Tun und Lassen – persönlich und gesellschaftlich!“[4]

Die Postulate sind nicht als Regeln von aussen zu verstehen, sondern eher als Beschreibungen dessen, was sich ergibt, wenn ich die Axiome anerkenne. Will heissen: Störungen nehmen sich de facto Vorrang – ob wir ihnen den einräumen oder nicht. Liegt z. B.  eine Tanne quer zur Strasse, wird der Radfahrer ihr Vorrang lassen müssen, will er sich nicht verletzen. Ähnlich beim Chairperson-Postulat: Der Mensch hat de facto Verantwortung für die Teilmacht, die ihm gegeben ist. Er ist de facto für sein Tun und Lassen verantwortlich. Wenn die Postulate nun als Imperativ formuliert sind, ist darin eine Auffor­derung zu sehen, sich auch so zu verhalten.

[1] Ruth C. Cohn: Von der Psychoanalyse zur Themenzentrierten Interaktion. Von der Behandlung einzelner zu einer Pädagogik für alle; Stuttgart 12/1994. 120
[2] Ruth C. Cohn/ Alfre Farau: Gelebte Geschichte der Psychotherapie. Zwei Perspektiven; Stuttgart 2/1999. 358
[3] Cohn/Farau 359
[4] Ruth C. Cohn: „Verantworte Dein Tun und dein Lassen – persönlich und gesellschaftlich. Offener Brief an Günter Hoppe“; in. „Themenzentrierte Interaktion. Theme-centered Interaction, 8. Jahrgang, Heft 2, Herbst 1994