Archiv für den Monat Oktober 2006

Leben und Tod

Beerdigungen und ihre Gestaltung gehören zu meinen Aufgaben als Pastoralassistent.Ab und zu werde ich von Bekannten gefragt: «Ist das nicht schwierig oder belastend, wenn du Beerdigungen machen musst?»

Sicher ist es nicht immer einfach. Die tragischen Umstände eines Todesfalls oder die schwierige Situation der Hinterbliebenen machen mich oft auch betroffen.

Und dennoch ist dieser Teil meiner Arbeit für mich etwas vom spannendsten, lehrreichsten und befriedigendsten.

Egal, ob ein Mensch lange Jahre gelebt hat oder ob er «viel zu früh» gestorben ist. Ich finde es interessant, dass es in beiden Fällen solche gibt, die mit einer Ruhe und Gelassenheit dem Tod entgegen gehen. Menschen, die zufrieden auf ihr Leben zurückblicken konnten, weil sie es eben gelebt hatten.

In meiner Aufgabe ist mir der Dienst an den Hinterbliebenen eigentlich das Zentrale: Miteinander den Verstorbenen noch einmal aufleben lassen, ihn gemeinsam (neu) entdecken, voneinander Erlebnisse mit dem Verstorbenen erfahren, die bisher unerzählt geblieben waren. Gemeinsam ein Gesamtbild zu entwerfen versuchen, um dann im Guten von ihm oder ihr Abschied nehmen zu können.

Ich erhalte so oft einen tiefen Einblick in ein Leben, das nun zu Ende ist. Es wird offenbar, was gelungen ist und zu Ende gebracht werden konnte und was unvollendet bleiben musste.

Dieser Einblick regt mich immer wieder selber an, über meine Schwerpunkte im Leben nachzudenken und vielleicht sogar neue Gewichtungen vorzunehmen.

Manchmal denke ich, auf der «Packung» des Lebens müsste einfach eine Warnung stehen:

Der Tod gehört zum Leben!
Sich mit dem Tod zu befassen,
kann Ihr Leben intensivieren.

Pfarreiblatt Zug Kolumne 06-37