Archiv für den Monat August 2012

Ich will katholisch glauben!

«Das Wort katholisch stammt von griechisch katholikós (aus katá um… willen und hólon das Ganze) ab und bedeutet ‚das Ganze betreffend‘, ‚allgemein‘.» So steht es in der Online-Enzyklopädie Wikipedia.

Mit David Steindl-Rast in seinem Buch «Credo» gehe ich einig, dass es heute darum geht, in ein «wahrhaft katholisches – allumfassendes – Glaubensverständnis» hinauszutreten. Dieses lässt sich durch keine Wortklaubereien und Kirchenmauern einschränken.

Glaube – das was mich im Leben trägt – ist zu unterscheiden von der Konfession – dem was ich konkret und ausdrücklich in historisch bedingter Weise formuliert zu glauben bekenne. Meinen Glauben verstehe ich in dem Sinn katholisch, als er sich am Anspruch zu messen hat, in seinem Kern jedem Menschen grundsätzlich zugänglich zu sein.

Ich glaube, es geht darum, eine andere Sichtweise auf die Welt zu pflegen, die Gott, Sinn, das Leben mittendrin im Erlebten, Erfahrenen und Gewussten entdeckt. Über diese Erfahrung können wir in den Austausch kommen, sie steht grundsätzlich allen Menschen offen (ist katholisch). In ihr sind wir einander verbunden.

Was wir der Erfahrung für eine Be-Deutung geben hängt von unserer Geschichte, unserem kulturellen und familiären Hintergrund ab. Als Christ deute ich die Erfahrungen in meinem Leben mit Blick auf das Leben von Jesus von Nazareth und auf dem Hintergrund der Christuserfahrung in dem, was wir seine Auferstehung nennen. Dort, so glaube und darauf vertraue ich, ist mittendrin im Leben Gott als Kraftquelle, Ursprung und Sinngeber des Lebens spürbar und erfahrbar -.

Heute gibt es je länger je mehr Menschen, denen diese Deutung aus unterschiedlichsten Gründen nicht (mehr) zugänglich ist.
Darum ist es für mich so zentral, nicht an den traditionell interpretierenden Worten hängen zu bleiben. Vielmehr geht es darum, im Dialog mit den Menschen gemeinsam auf die Erfahrungen hinter der Deutung zurück zu gehen. Dort finden wir einen gemeinsamen, allgemeinen – eben «katholischen» – Grund und Boden uns zu verständigen – und im besten Fall auch Grund zum Glauben.

Glauben ist so keine Hilfskonstruktion, die dort zum Zuge kommt, wo das Wissen nicht mehr weiter hilft. Denn das würde ja bedeuten, je mehr wir wissen, umso kleiner wird Gott. Gott ist nicht etwas, woran ich gegen alle Vernunft glauben muss, sondern woran sich aus guten Gründen zu glauben und worauf sich zu vertrauen «lohnt».

Pfarreiblatt Zug Kolumne 12-37