Archiv für den Monat April 2013

Bescheidenheit

Wahrheit kann sich nur zeigen. Sie ist einsichtig, oder sie ist nicht. Wer Wahrheit mit Autorität begründen muss, gesteht indirekt ein, dass sie nicht aus sich selber überzeugt!

Darum braucht es so etwas wie «theologische Bescheidenheit» und Dialog.

Unser neuer Papst Franziskus lebt Bescheidenheit vor. Er nimmt Bus statt Limousine, legt die Prachtsstola nur zum Segnen an und lässt davor geneigten Hauptes die Men­schen für sich beten. Er nennt sich statt «Oberhaupt der Weltkirche» einfach «Bischof von Rom» und grüsst die Menge auf dem Petersplatz ausschliesslich in italienischer Sprache. Mir gefällt die offensichtliche Orientierung an seinem Namenspatron, dem Armen-Heiligen Franziskus von Assisi. Mir gefallen die deutlichen Zeichen, die er setzt, seine Bescheidenheit im Amt zu markieren. Auch wenn uns das als reiches Land noch ziemlich herausfordern und wir uns auch in den Pfarreien sicherlich eine Scheibe davon abschneiden könnten!Was ich mir darüber hinaus (nicht nur vom Papst) auch erhoffe, ist so etwas wie «theologische Bescheidenheit». Die Katholische Kirche sieht sich traditionellerweise als Hüterin, um nicht zu sagen Verwalterin der Wahrheit. Dies beinhaltet die Vorstellung, dass die Wahrheit irgendwie abgegrenzt, in eine Schachtel gepackt und weiter gegeben werden kann.

Meiner Meinung nach kann sich Wahrheit nur zeigen. Sie ist einsichtig, oder sie ist nicht. Wer Wahrheit mit Autorität begründen muss, gesteht indirekt ein, dass sie nicht aus sich selber überzeugt!

Von den Kommunikationswissenschaften lernen wir, dass die Bedeutung einer Botschaft immer vom Empfänger bestimmt wird. Dass das Gemeinte und das Verstandene einfach so übereinstimmen, ist daher eher unwahrscheinlich. Darin liegt auch der Grund, dass Kommunikation öfter miss­lingt als gelingt und dass Missverständnisse eigent­lich der Normalfall sind.

Einer auch theologisch beschei­denen Kirche stünde es daher gut an zur Wahrheits-Suche einzuladen und die eigenen Deuteangebote als Angebote in einem Dialog zu verstehen. In einem Dialog, der sich aus der Vielfalt der Erfahrungen nährt und sich als Dienst am Prozess der Wahrheitssuche versteht. In diesem Prozess haben wir  als Katholische Kirche in aller Bescheidenheit auf jeden Fall auch etwas beizutragen!

Pfarreiblatt Zug Kolumne 13-04