Archiv für den Monat Juni 2013

Pfingst-Wunder

Pfingsten ist ein Plädoyer gegen Einheitlichkeit, gegen Emotions- und Erfahrungslosigkeit!

An Pfingsten feiern wir das Erlebnis der Freunde und Freundinnen Jesu, das sie aus der Ängstlichkeit im verschlossenen Raum hinausgeführt hat. Sie sind be-GEIST-ert ( Apg 2,4) auf den Marktplatz gegangen. Und sie haben von ihren Erlebnissen mit Jesus und ihrem daraus erwachsenen Glauben erzählt.

Die Bedeutung einer  Botschaft bestimmt letztlich immer der/die Empfänger/in. Davon geht die Kommunikations­theorie heute aus. Darum ist das Missverständnis eher der Normalfall und Kommunikation gelingt mehr nicht als dass sie gelingt.

So können wir in dieser pfingstlichen Erzählung mit gutem Gewissen von einem Wunder sprechen, denn: Kommunikation gelingt! Die Botschaft kommt an: «Jeder hörte sie in seiner eigenen Sprache sprechen» (2,8)  und verstand.

Zwei Elemente sind mir an dieser Geschichte wichtig geworden:

Kommunikation kommt an, wenn sie von Begeisterung getragen ist. Der emotionale Anteil in der Kommunikation darf nicht unterschätzt werden. Hirnforscher Gerald Hüther spricht immer wieder davon, dass intensive positive Emotionen (Freude und Begeisterung) Menschen beim nachhaltigen Lernen unterstützen, ja ihnen dieses erst ermöglichen. Und Lernen ist letztlich einfach eine besondere Form von Kommunikation.

Vielfältige Kommunikation hat grössere Chancen anzukommen. Die Freundinnen und Freunde Jesu sprechen in unterschiedlichen Sprachen «wie der Geist ihnen eingab» (2,4). Das schafft für die Zuhörenden verschiedene Zugänge zur zentralen Aussage: Angesichts der Auferstehungserfahrung mit Jesus umzudenken (2,37) und mutig auf Träume und Visionen zu vertrauen (2,17-18). Das Gesagte wird von jedem/r in der je eigenen Sprache verstanden.

Pfingsten ist ein Plädoyer gegen Einheitlichkeit, gegen Emotions- und Erfahrungslosigkeit!

Pfingstliche Menschen und pfingstliche Kirche werden wir, wenn wir begeistert von der Erfahrung reden, die uns bewegt und andere auf vielfältige Art und Weise dazu einladen!

Pfarreiblatt Zug Kolumne – 13-21