Archiv für den Monat Januar 2009

«Dialog»

Es gibt Bücher, die muss ich immer wieder lesen. Ich bin im Moment grad dran an einem, das zu einem solchen «Wiederholungsbuch» werden könnte. David Bohm entwickelt im Buch »Der Dialog» die faszinierende Vision von gelingender Kommunikation. Er spricht vom Dialog als sinnvollerer Alternative zur Diskussion. In der Diskussion geht es um das zerschlagen und zerteilen (lat. dis-cutere). Es geht um Gewinnen und Verlieren. Was dazu führt, das oftmals die andere Meinung abgewertet wird. Zur Diskussion gehört meist auch, dass dem Gegenüber schlechte Motive unterstellt werden, während jede/r sich selbst als wahr und wahrhaftig anschaut! Diese Art der Kommunikation führt nur zu Siegern auf Zeit, zu Verliererinnen bis zum nächsten Kampf und wenn überhaupt zu wenig Fortschritt in der Sache. Jede «Arena»-Sendung legt von diesem negativen Mechanismus ein ernüchterndes Zeugnis ab.In einem Dialog geht es um eine Vision von gemeinsamem, kollektivem Denken. Dabei ist eine Grundvoraussetzung, dass die Teilnehmenden bereit sind, ihre Grundannahmen in Frage stellen zu lassen. Sie genau gleich wie die Aussagen von anderen erst einmal «in der Schwebe zu halten» und so im gemeinsamen Denken gemeinsamen Sinn entstehen zu lassen.

Es geht nicht um Über-redung und nicht um Über-zeugung, die beide in ihrem Wortsinn schon ein Oben-unten- oder ein Sieger-Verlierer-Verhältnis nahe legen. Dem Dialog geht es um Teilhabe und Teilgabe an meiner und deiner Meinung und um ein gemeinsames Bewusstsein von Verbundenheit als Voraussetzung dafür, dass wirkliche Kommunikation möglich wird.

Wäre das nicht eine neue Haltung für ein neues Jahr?!

Lit: David Bohm: Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen, Stuttgart 2005/4

Pfarreiblatt Zug Kolumne 09-1/2