Archiv für den Monat Juni 2008

Der hölzerne Gott

Glauben sie noch an denselben Gott, an den Sie als Kindergarten-Kind geglaubt haben?

Haben Sie noch dasselbe Weltbild, das Sie als Kindergarten-Kind gehabt haben?

Bilder der Welt und Bilder von Gott entwickeln sich – hoffentlich!

Bilder der Welt und Bilder von Gott sind geprägt von meinen Erfahrungen in meiner Welt und von den Erkenntnissen meiner Zeit.

Ein Mensch aus der Zeit der Antike oder des Mittelalters stellt sich Gottes Macht so vor, wie er die Macht der Könige und Kaiser in seinem Leben erlebt. In seinem Gottesbild wird Gott zum König der Könige, dem es sich zu unterwerfen gilt.

Der aufgeklärte, demokratisch orientierte Mensch der Neuzeit wird mit diesem Gottesbild früher oder später seine Probleme bekommen…

«Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht hast, verkehrt ist und dass es keinen Gott gibt, so gerate darüber nicht in Bestürzung. Es geht allen so.

Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rührt, dass es keinen Gott gibt.

Wenn du nicht mehr an Gott glaubst, an den du früher glaubtest, so rührt das daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war. Und du musst dich bemühen, besser zu begreifen, was du Gott nennst.

Wenn einer an seinen hölzernen Gott zu glauben aufhört, so heisst das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist.» (Leo Tolstoj)

Unsere Herausforderung heute besteht darin, uns Gottes Macht neu vorzustellen als Macht, die wirkt und sich offenbart im Miteinander. Wo wir uns als freie Menschen mit Verantwortung, d. h. im Bewusstsein unserer Eingebundenheit in die Schöpfung und in die Menschheit verwirklichen, wird Gott offenbar.

Wagen wir es, unsere hölzernen Götter zurückzulassen?

Weiterlesen bei: Carter Heyward: Jesus neu entwerfen. Die Macht der Liebe und Gerechtigkeit; Exodus 2006

Pfarreiblatt Zug Kolumne 08-26