Nur fünf Tage später: Karfreitag. Die Stimmung hat umgeschlagen. «Kreuzige ihn!» tönt es aus dem aufgewiegelten Mob. Da muss einer hinhalten für den Frust, die enttäuschte Hoffnung der Geknechteten. Er wird zum Sündenbockgestempelt.
Hoffnungsträger und Sündenbock haben dieselbe Funktion und sind eigentlich zwei Seiten derselben Medaille. Der Hoffnungsträger wird’s schon richten für mich. Und der Sündenbock ist schuld, wenn was schief läuft. Beide entlasten mich davor, selber Verantwortung übernehmen zu müssen.
Ostern überwindet sie beide. Es geht um neues Leben, das über diese zwei Kategorien hinausgeht.
In der Dramaturgie von Karwoche und Ostern geht es nicht nur um die Geschehnisse rund um Jesus von Nazareth. Es geht um eine Einladung an mich, mich in eine innere Dynamik hinein nehmen zu lassen:
– meinen eigenen Einsatz für die Hoffnung der Welt zu leisten (Palmsonntag),
– meine Begrenzung und meine Niederlagen einzugestehen (Karfreitag),
– als verantwortlicher Mensch in der Welt neu aufzu(er)stehen (Ostern) und
– aus der Kraft der Gemeinschaft Begeisterung zu wecken und befreiende Geschichte zu schreiben (Pfingsten).
Werden wir in diesem Sinn österliche Menschen!
Pfarreiblatt Zug Kolumne 10-13