Biblische Fluchtgeschichten gibt es reihenweise: Die Urgeschichte des Ersten Testaments, auf der die gesamte biblische Überlieferung aufbaut, ist die von der Flucht des Volkes Israel aus Ägypten. Mose führt sein Volk im Auftrag Gottes in die Freiheit.
Der Prophet Elia flüchtet vor seinem König, den er zuvor für dessen Götzendienst kritisiert hatte, in die Wüste. Ein Engel spricht ihm im Traum Mut zu und gibt ihm zu Essen und zu Trinken, damit er den Weg zum Gottesberg Horeb schafft. Dort begegnet er Gott im leisen Säuseln des Windes.
Von Maria und Josef wird erzählt, dass sie kurz nach der Geburt Jesu vor der tödlichen Bedrohung durch Herodes nach Ägypten fliehen und dort im Asyl bleiben, bis die Gefahr im Heimatland vorbei ist.
Die grossen Namen der biblischen Überlieferung: Mose, Elia, Jesus waren alle «Asyl-Suchende». Und keiner hat es sich ausgesucht zu fliehen. Niemand sucht Schutz und Asyl in einem fremden Land, ohne bedroht zu sein – bis heute!
Am letzten Oberstufentag durfte ich zusammen mit den Jugendlichen dank der Schweizerischen Flüchtlingshilfe in einem Planspiel sehr realitätsnah «Stationen einer Flucht» erleben und Erlebnisse von zwei Flüchtlingen aus erster Hand erzählt bekommen. Die Narben, physische und psychische, die die Verfolgung im Heimatland und die Erlebnisse der Flucht hinterlassen haben und die in den Erzählungen deutlich zu spüren waren, werden mit dem Erzählen nicht kleiner, aber, so denke ich wenigstens, unsere Solidarität macht sie etwas erträglicher.
Unsere Herausforderung ist, einerseits menschliche Kriterien zur Aufnahme anzuwenden und andererseits auch gegen die Ursachen zur Flucht zu wirken!
Was wir von Flüchtlingen lernen können? – Die Sehnsucht nach der Freiheit nie aufzugeben!
Pfarreiblatt Zug Kolumne 10-07