Mich inspiriert dabei die Geschichte, die Richard Rohr in seinem neuesten Buch «Entscheidend ist das UND: Kontemplativ leben UND engagiert handeln» erzählt (ab S. 49):
«Ich (lernte) von … einem jüdischen Naturwissenschaftler, der zu gleich Rabbi ist, etwas, das mir während meines ganzen Studiums der hebräischen Heiligen Schrift entgangen war. Das Wort Jahwe, der heilige jüdische Namen für Gott, bedeutet ‚Ich bin’. Im jüdischen Volk durfte er nicht ausgesprochen werden, er war buchstäblich unaussprechlich… Der jüdische Naturwissenschaftler wies in seinem Vortrag darauf hin, dass die für das Wort Jahwe verwendeten Konsonanten (JHWH) es nicht gestatten, beim Sprechen die Lippen zu schliessen oder die Zunge zu benutzen. Der heilige Name Jahwe ist also ein Versuch, das Geräusch des Ein- und Ausatmens nachzuahmen und wiederzugeben!
Vielen Zuhörern kamen die Tränen, als er fortfuhr und ihnen die Augen dafür öffnete, was die grossen Meditationslehrer schon immer betonen: Gott kann in keinerlei Form von Wörtern gefasst werden, die wir im Griff hätten, oder mit Vorstellungen, die wir formulieren könnten. Gott ist vielmehr wie die Luft, der Atem, der Geist vor unserem Mund… Luft. Atem, Wind und Geist sind immer über uns hinaus und dennoch völlig um uns, in uns und jenseits von uns. Wir haben alle gleichermassen daran Anteil. Wir alle atmen die gleiche Luft und dennoch empfängt sie jede und jeder von uns ganz persönlich.
Es gibt keine speziell afrikanische oder amerikanische Art zu atmen. Hindus und Christen atmen die gleiche Luft. Diese Erkenntnis verändert das gesamte Gebetsleben und die Fähigkeit, für Gott präsent zu sein.»
Spüren Sie einfach einmal mit diesem Gedanken für eine Minute Ihren Atem…
Pfarreiblatt Zug Kolumne – 12-45