Archiv für den Monat Juli 2007

15. August

Am 15. August feiern wir jeweils das jüngste Dogma der römisch-katholischen Kirche: 1950 wurde «die Aufnahme Mariens in den Himmel mit Leib und Seele» als förmliches Dogma verkündet.

Ein Dogma versucht, eine bleibende Wahrheit zu formulieren. Etwas, das für uns Menschen wichtig ist und bleibt. Seine Formulierung ist aber immer auch zeitbedingt. Sie sagt so viel darüber aus, wie das geschichtliche Umfeld und das Lebensgefühl der Menschen in jener Zeit war.

1950, fünf Jahre sind vergangen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs; Millionen von Opfern gab es auf den Schlachtfeldern im Kriegsgeschehen; Millionen von Unschuldigen sind in der fabrikmässig organisierten Todesmaschinerie der KZ‘s umgekommen. Die Aufdeckung dieser verschiedenen Greueltaten am menschlichen Leben ist voll im Gang.

Unter dem Eindruck der Entwertung des menschlichen Lebens formuliert die Kirche das Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel mit Leib und Seele. Ein Plädoyer für den Wert des ganzen Menschen, aus Seele und Leib.

An der besonderen Frau, die Maria für die Kirche seit jeher ist, wird etwas über alle Menschen ausgesagt: Maria, mit Leib und Seele in den Himmel, den göttlichen Bereich, aufgenommen, geht darin uns allen voran.

Uns ist ein Leben als ganze Menschen zugesagt. Nicht nur die Seele zählt. Auch der Leib ist es Wert, in den Himmel zu kommen.

Leib und Seele, d. h. das Leben, jedes Menschen, hat einen unveräusserlichen Wert und eine unverlierbare Würde.

Gott wird Mensch in einem gewöhnlichen Juden aus der Unterschicht im Palästina der Zeitenwende. Genau hier wird Gott sichtbar! Wer wir auch sind, woher wir auch kommen, Gott kann und will auch heute immer wieder Mensch werden bei uns und in uns.

Pfarreiblatt Zug Kolumne 07-32/33