Archiv für den Monat November 2006

Tu’, was du willst!

Tu’, was du willst!

Dieser Satz ist oft mit einem etwas resignierten Unterton als Schlusspunkt einer vergeblichen Überzeugungsarbeit zu hören: «Dann mach doch, was du willst.» Diesen Satz meine ich nicht.

Dieser Satz kann verstanden werden als Freipass für verantwortungslosen Egoismus, als Schlachtruf für eine falsch verstandene, scheinbar «absolute» Freiheit: «Mach was dir gerade einfällt!» Diesen Satz meine ich auch nicht.

Ich meine den Satz, der mir Kraft geben will, der mich auf mich selber zurückwirft und klare Fragen stellt: Was will ichdenn eigentlich? Was will ich eigentlich wirklichWill ich das wirklich, was ich tue? Ist es meine Überzeugung, die mein Handeln leitet?

Dieser Satz meint Verantwortung mit. Er ist in einem bestimmten Bewusstsein gesprochen. Im Bewusstsein, dass ich und dass jedes Ich eingebunden ist. Eingebunden in ein grösseres Ganzes. Teil einer Gemeinschaft, Teil eines Universums von denen ich in dem Sinn abhängig bin, dass es mich ohne das Ganze gar nicht gäbe.

Dieses Eingebundensein ist mir gleichzeitig auch Halt und gibt Sicherheit. Es ist letztlich der Grund meiner Freiheit. Erst, wenn ich tue, was ich wirklich will, gerade auch im Hinblick auf dieses grössere Ganze, lebe ich meine Freiheit.

Dieses «Tu’, was du willst» schafft Veränderung gerade durch die Treue zu mir selber. Denn «Veränderung geschieht, wenn jemand wird, was er ist, nicht wenn er versucht, etwas zu werden, das er nicht ist. Veränderung… findet statt, wenn man sich die Zeit nimmt und die Mühe macht, zu sein, was man ist; und das heisst, sich voll und ganz auf sein gegenwärtiges Sein einzulassen.» (Arnold R. Beisser)

Darum: «Sei, wer du bist und tu’, was du willst!»

Pfarreiblatt Zug Kolumne 06-46